Als hätte es nicht schon genug Ärger um die Relegation zur Fußball-Kreisliga Rhön gegeben. Nachdem am Montag mit der detaillierten Veröffentlichung der Ansetzungen und des Modus Ruhe eingekehrt schien, überschlugen sich am Donnerstag die Ereignisse. Mit dem Ergebnis, dass die am Montag veröffentlichte Lösung über den Haufen geworfen ist. Nach stundenlangem Ringen stand an Fronleichnam gegen 20 Uhr fest, dass nun alles anders ist: Der SV Garitz bleibt in der Liga, die anderen vier Vereine ermitteln zwei weitere Kreisligisten. Eine erneute Auslosung am Nachmittag in Fuchsstadt ergab die Begegnungen TSV Nordheim gegen SG Windshausen/Brendlorenzen (Sonntag, 15 Uhr, beim VfR Bischofsheim) und SG Heustreu/Hollstadt gegen FC Untererthal (Sonntag, 18 Uhr, beim FC Strahlungen).
06-Abschneiden doch von Belang
Nur falls der FC 06 Bad Kissingen den Aufstieg in die Bezirksliga schafft, haben die Verlierer dieser Begegnungen noch eine Chance, in der kommenden Saison in der Kreisliga zu spielen. Das wollen die telefonisch informierten Vertreter der SG Windshausen/Brendlorenzen und des TSV Nordheim zunächst anders verstanden haben. Sie waren davon ausgegangen, dass der Sieger des Spiels der Verlierer auch Kreisligist wäre. Dem ist nicht so. „Mit einer 17 Vereine umfassenden Kreisliga zu spielen, war keine Option“, sagte André Nagelsmann, „den Anwesenden war das sofort klar, den beiden anderen Klubs spätestens ab dem zweiten Telefonat.“ Insgesamt, sagte Nagelsmann, habe er am Sonntag über 50 Telefonate geführt. André Nagelsmann (Elfershausen) war am Sonntag für den Kreisspielausschuss Rhön mit der Sache betraut. Diesem Ausschuss gehören außerdem Peter Schmitt, wie Nagelsmann Spielgruppenleiter, und Michael Ritter an. Der Kreisspielleiter war nicht anwesend und in den Prozess nicht involviert. In Fuchsstadt dagegen vor Ort war Bernd Reitstetter, der Vorsitzende des Bezirksspielausschusses.
Laut Nagelsmann wurde die gefundene Lösung „in einer Eilsitzung vom Bezirksspielausschuss abgesegnet. Dann haben ihr die Vereine zugestimmt und der Kreisspielausschuss hat sie beschlossen.“ In der um 21.08 Uhr von Nagelsmann verschickten offiziellen Benachrichtigung der Presse liest sich das so: „Auf Grund eines zumindest in Teilen berechtigten Einspruchs eines von der Relegation zur Kreisliga Rhön betroffenen Vereins, wurde heute eine neue Regelung zur Durchführung dieser Relegation mit Zustimmung aller beteiligten Vereine und des Bezirksspielausschusses Unterfranken durch den Kreisspielausschuss Rhön beschlossen. 1. Der SV Garitz ist kein Relegant, er verbleibt in der Kreisliga. 2. Den übrigen vier Vereinen wurde in öffentlicher Ziehung eine neue Begegnung zugelost. Für den Fall des Aufstiegs von FC 06 Bad Kissingen in die Bezirksliga spielen die beiden Verlierer“ einen weiteren Platz in der Kreisliga Rhön aus. Hätten nicht alle fünf Klubs der neuen Lösung zugestimmt, wäre die Relegation wohl zunächst komplett verschoben worden, was auch zum Nachteil des VfR Stadt Bischofsheim und des FC Strahlungen gewesen wäre, die schon organisatorischen Aufwand für die Spiele am Sonntag betrieben haben.
Sehr fader Beigeschmack
„Im Sinne des Sports haben wir dieser Lösung zugestimmt. Es bleibt aber ein sehr fader Beigeschmack“, erläuterten Vorsitzender Konrad Link und Fußball-Abteilungsleiter Sebastian Schmidt die Position des TSV Nordheim. Für den – wie auch für die SG Windshausen/Brendlorenzen – der Modus eine Verschlechterung gegenüber der ursprünglich angedachten Lösung darstellt. Denn nun könnte die Niederlage im direkten Duell schon das Ende der Kreisligahoffnungen bedeuten. Im zunächst angedachten Modus hätte der Verlierer eine zweite Chance gehabt. Und zwar unabhängig vom Abschneiden des FC 06 Bad Kissingen. Bernd Hemmert, zusammen mit Günter Bialowas in Fuchsstadt vor Ort, trugt diese Entscheidung mit. Mehr noch: Aus Reihen der SG Heustreu/Hollstadt kam der Vorschlag für die völlig neue Lösung. „Das ist kein schlechtes Los“, freute sich Hemmert bei der späteren Auslosung über den Gegner FC Untererthal, „wir haben Nordheim vermieden“.
„Wir haben nach langer Diskussion zugestimmt“, sagte Michael Dietz, Fußball-Abteilungsleiter des TSV Brendlorenzen. Man habe im Sinne des Sports und damit sich „die Saison nicht unnötigerweise noch länger hinauszögert“ Ja gesagt. „Ein fader Beigeschmack bleibt dennoch. Wir sind der absolute Verlierer, weil wir den einzigen Kreisligisten als Gegner haben und keine zugesicherte zweite Chance mehr haben.“
In der E-Mail an Nagelsmann stellt Dietz fest, dass sich die SG Windshausen/Brendlorenzen aufgrund der erzwungenen zeitlichen Prämisse genötigt sah, dem Vorschlag zuzustimmen. Dietz wies darauf hin, „dass diese Entscheidung unserem Selbstverständnis von sportlicher Fairness und Gerechtigkeit entgegensteht. Unserer Meinung nach entsteht dadurch lediglich den Vereinen, die an Ihrer erst Stunden zuvor an einem Feiertag einberufenen Sitzung teilgenommen haben, ein Vorteil.“ Dietz zeigte sich befremdet und verwundert, dass die Entscheidung ohne Anwesenheit eines Vertreters der SG Windshausen/Brendlorenzen getroffen wurde.
Keine Parkplätze am Kohlenberg
Dem hielt Nagelsmann auf Nachfrage dieser Redaktion entgegen, dass die SG Windshausen/Brendlorenzen ihre Teilnahme an der zuvor angesetzten außerordentlichen Sitzung abgesagt habe, „zur Auslosung dann aber kommen wollte.“ Das hätte aber eine erhebliche zeitliche Verzögerung verursacht, weil es rund um den Fuchsstädter Kohlenberg keinerlei Parkplätze mehr gab. „Sie hätten wahrscheinlich in Westheim parken müssen und wären jetzt noch nicht da“, sagte Nagelsmann um kurz vor 21 Uhr. Auf Anraten des Bezirksspielausschusses hatten er und Kollege Peter Schmitt zu jener Sitzung eingeladen.
Den Stein, sich noch einmal mit der Relegation zu befassen, hatte der 1. FC Viktoria Untererthal ins Rollen gebracht. Er erhob Einspruch gegen den Modus der Relegation um Aufstieg bzw. Verbleib. Der sah vor, dass die Gewinner der Partien TSV Nordheim gegen SG Windshausen/Brendlorenzen (Spiel 1) sowie SV Garitz gegen SG Heustreu/Hollstadt (Spiel 2) nächste Saison in der Kreisliga spielen. Der FC Untererthal hatte für die 1. Runde ein Freilos gezogen. Er hätte dann zunächst gegen den Verlierer aus Spiel 1 antreten und gewinnen müssen, um das entscheidende Duell gegen den Verlierer aus Spiel 2 bestreiten zu können.
Untererthal: Freilos eine Niete
Sven Röthlein, 2. Vorsitzender des FC, führte drei Punkte ins Feld. Er sah seinen Verein angesichts dieses Modus' „deutlich benachteiligt“ und forderte „für alle die gleiche sportliche Chance. Alle Mannschaften könnten sich mit einem Sieg in ihrem ersten Spiel einen Kreisliga-Platz sichern. Der FC müsste hierfür zwei Siege einfahren.“ Die anderen vier Vereine, so Röthlein weiter, „haben bei einer Niederlage eine zweite Chance, sich einen Kreisliga-Platz zu sichern, der FC als einziger nicht.“ Somit sei das Freilos der ersten Runde „eher einer Niete gleichzusetzen“. Und zum Dritten: „Unser Spiel wurde an einem Wochentag angesetzt, was mit einer Schwächung unserer Mannschaft verbunden ist, sowie eventueller finanzieller Nachteile“, rechnete Röthlein mit „wesentlich weniger Zuschauern.“